10.01.22 Der gläuterte Mann, die lautleise 'Brigitte' und die Taliban
In einer, zumal bereits seit Jahrzehnten andauernden Hetero-Beziehung, Ehe, liegt es in der Natur der Sache,
sich mit dem Standpunkt, Bedürfnissen, Gefühlen des Partners auseinanderzusetzen. Ist zwar zuweilen anstrengend
und führt nicht selten zu Verwerfungen, über die Zeit und unter dem Strich betrachtet, bedeutet es vor allem
aber auch [zumindest wenn's gut läuft] Bereicherung und Zufriedenheit. Beiderseits. Gemeinsames Wachsen in der
Ehe.
War es bis in die späten 60er und frühen 70er Jahre noch verpönt, sich vom Ehepartner zu trennen und gar
scheiden zu lassen, so trifft heute scheinbar eher das Gegenteil zu. Jedenfalls liest und hört man in fast
allen Lebenshilfeforen, Selbstoptimierungskursen und Ratgebern für ein zufriedeneres [Frauen]Dasein von der neuen
Chance, wenn frau ihrem Leben eine neue Ausrichtung gibt oftmals eben verbunden mit einer Trennung vom Partner.
Dagegen schweigt sich die Ratgeberindustrie darüber aus, wie Schwierigkeiten in einer Beziehung oder Unzufriedenheiten
allgemeiner Art überwunden werden können. Lebensentwürfe, die einmal, bewusst oder unbewusst, getroffen waren zu
hinterfragen und neuen Verhältnissen anzupassen, ist ganz sicher Aufgabe für ein ausgeglichenes Leben. Während
früher und auch heute noch Männer, Väter, den eigenen Bedürfnissen folgend, Frau und Familie verlassen und
dafür nicht selten massivste Kritik hinnehmen müssen und für den Rest ihrer Tage mit dem Stigma des Egositen
gebranntmarkt sind, wird genau dieses Verhalten unzufriedenen Frauen empfohlen wenn sie 'nicht mehr im für
sie richtigen Leben leben'.
Das geschieht gerade auch wieder in der aktuellen 'Brigitte' [Nr.2 2022]; 'Wie kommen wir vom Denken ins
Fühlen'. Das wird freilich niemanden überraschen. Auch nicht die grundsätzlich unterschiedlichen Herangehensweisen
von Frau und Mann im Falle innerer Leere und/oder dem Gefühl 'falsch' zu leben. Während Mann eingenverantwortlich
und zugegeben vielleicht auch zuwenig kommunikativ seinen Entschluss fasst - und geht, informiert sich Frau
zunächst in viele Richtungen und braucht allermeistens die aktive oder zumindest mentale Unterstützung aus der
Community, in der sie sich gerade, hilfesuchend, bewegt.
Betrachten wir das neutral oder positiv, so dürfen wir wohl konstatieren, der Weg hin zu einer Veränderung oder
'Befreiung' ist durchaus unterschiedlich zwischen Frau und Mann, im Ergebnis aber dann doch sehr gleich. In
beiden Fällen bleibt ein Partner [traurig, verletzt] zurück, werden Kinder vollkommen unschuldig in ein Schicksal gestossen,
dass auch sie für's ganze Leben zeichnet. Während sich, diesem inneren Weg folgend, ein Partner 'befreit', zwingt
er den anderen Familienmitgliedern damit ein Dasein auf, das sie wiederum in tiefe Krisen stürzen kann. In
welchen Fällen, oder besser, mit welcher tieferen Lebensweisheit können [Partnerschafts- Ehe-] RatgeberInnen
eigentlich behaupten, eine Trennung sei besser als Schwierigkeiten gemeinsam zu überwinden. Das mag im Einzellfall
ja durchaus zutreffend sein, aber wird es nicht allzu leichtfertig 'empfohlen' - sich zu trennen? Und, sollte
nicht, spätestens wenn Kinder im Spiel sind, viel mehr Augenmerk auf partnerschaftserhaltende Maßnahmen gelegt
werden, wir quasi einen Paradigmenwechsel hin zu einer Versöhnungskultur als Gegenentwurf zur derzeitigen
Trennungskultur vorantreiben. Ich meine Ja.
Nachdem wir nun festgestellt haben, wie unterschiedliche Herangehensweisen zu ähnlichen, wenn nicht denselben
Ergebnissen führen, so müssen wir gleichzeitig aber auch feststellen, der Ton und der Duktus im Frauennetzwerk
unterscheidet sich zuweilen angenehm von vielen feministinnenkritischen Verlautbarungen oft männlicher
Verlautbarungen.
Da ist zu einem der Ton, der Tenor, der Auftritt, aber, so will mir scheinen, auch der innere Beweggrund sehr
unterschiedlich. Nun sind wir was das emanzipatorische, feministische Streben angeht, inzwischen zielüberschreitend
zuweilen dekadent unterwegs, keine Frage. Gleichzeitig aber ist die breite Masse der weiblichen Bevölkerung
keineswegs so kampffeministisch vergrämt, wie uns das z.B. die Leitmedien täglich indoktrinieren wollen. Genau
das Gegenteil trifft eher zu. Im täglichen Miteinander, sind Frauen wie Männer mit der Bewältigung des Alltags
in Familie, Beruf, Freizeit sehr gut ausgelastet. Die kampffeministischen Unter- und Obertöne aus Politik und
den Leitmedien, die Gendersprachverdrehung, der ganze überladene Haufen des 'Political Correctness'
interessiert im täglichen 'Überlebenskampf' nur ganz am Rande. Untereinander versuchen wir friedlich und
verständnisvoll dem Gegenüber zu begegnen. Der staatlich verordnete Schwachsinn wird beiderseits meist belächelt.
Ausser von einer Minderheit, den 'engagierten' PolitikerInnen und FrauenrechtleriInnen. Diese Spezies zwingt
dem Rest der Bevölkerung Themen auf, die nicht unerheblich den Verdruss fördern, letztlich spalten.
Und das obwohl die Normalos- Mütter, Töchter, Schwestern, Tanten, Omas grundsätzlich geschmeidig im gesellschaftlichen
Umgang sind, die Ausnahme bestätigt die Regel [wie z.B. in genderdiverskampffeminsitischen Politikerinnensubkulturen],
und in der Regel ein starkes Bedürfnis nach gesellschaftlichkonformer Gemeinschaftszugehörigkeit und damit nach
Harmonie haben.
Das unterscheidet sie, Jungs seien wir ehrlich, vom häufig überlauten Umgangston in der männlichen Community.
Und so existieren, wenn man so will, gleichzeitig zwei Parallelwelten im [westlichen] Miteinander, was Frauenanliegen
und vor allem Frauenauftritt betrifft. Offiziell aus Politikerinnenkreisen vernehmen wir hektisches Geschrei
nach mehr FrauenFrauenFrauenRechten, obwohl der tägliche Umgangston meist ein ganz anderer ist. So auch jetzt
in dem oben erwähnten 'Brigitte'Artikel.
Nun ist die 'Brigitte' nicht mein gesellschaftliches, politischen Inputmedium. Vielmehr liegt die bei uns herum,
weil M. eine 'früh-im-Jahr-Diät' mithilfe dieser Zeitschrift eingeleitet hat. Das, nebenbei bemerkt, lasse
ich gerne geschehen und ziehe schwungvoll mit. Beim Durchblättern viel mir neben 'Wie kommen wir vom Denken ins
Fühlen' auch die Buchbesprechung 'Du bringst Schande über die Frauen' ins Auge. Es ist die Geschichte
der afghanischen Schauspielerin Aryana Sayeed, die über ihr Leben unter den Taliban und ihre Flucht berichtet.
Die afghanischen Zustände wie sie jetzt wieder unter den Taliban herrschen, sind für Frauen in jeder Hinsicht
skandalös niederträchtig. Die Taliban sind eine Männer'religion', die nach meinem bescheidenen Dafürhalten
nichts, aber auch garnienichts mit religiöser Gottessuche zu tun hat. Weder im Judentum, noch im Chrsitentum,
noch bei den Mohammedanern - den Muslimen, im Islam, schon überhaupt nicht bei den asiatischen Religionen und Wege
zur Gottessuche der Buddhisten oder den Hinduisten ist irgendwo die Rede davon, Frauen für das Unglück der Welt
verantwortlich zu machen, sie zu unterdrücken und gar wie bei den Taliban ihnen ihre Menschenrechte und Würde
vollkommen abzusprechen. Das ist übelstes Patriarchat. - Hier liebe, westliche Kampffeministinnen solltet ihr
ausserhalb eurer Komfortzone etwas wirkungsvolles Entgegensetzen.
Die afghanischen Frauen brauchen und verdienen jede Unterstützung aus dem Westen.
Dieser Art der Frauenbewegung, des Kampfs für gleiche Rechte schliesse ich mich sehr gerne an. Mir darüber etwas
genauere Gedanken zu machen, hat mir die 'Brigitte' wirkungsvoll und durchaus achtsam verholfen. In leisen Tönen
entlässt sie mich ein klein wenig mehr geläutert in's Hier und Jetzt.
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