04.02.22 Mit Harald Schmidt in guter, katholischer Gesellschaft
Da zeigt's sich mal wieder. Auch die grössten Lästermäuler und Satiriker mitunter ausgeweitet bis zum Zynismus
haben eine tiefe Seele. Vielleicht gilt sogar umgekehrt die Gleichung; betont freundlich-harmonische zur Schau
getragene Liberalität, sind ängstliches Wegducken vor der unangenehmen Wahrheit. Oder um es mit Marie von Ebner-
Eschenbach zu sagen; 'So manche/r meint ein gutes Herz zu haben und hat doch nur schwache Nerven'.
In dieser aufgeheizten Zeit, in der uns krude Ideologinnen und Einheitsdenkparteien unser Denken und Verhalten
vorschreiben wollen, indem sie alles diffamieren, was sich wagt, für andere Ansichten und Werte anzutreten,
als die ihrigen, erreichen uns die differenzierten Töne eines Harald Schmidt gleichsam wie Seelenbalsam für
unsere suchenden Empfindungen.
Im privaten Umfeld habe ich es bereits oft erwähnt, bei aller mieser Taten und Missbrauch aus Reihen der Kirchen,
auch der Katholischen, sollten wir nicht blind werden für all das Gute und Beschützende, das uns durch die
Institution Kath. Kirche widerfährt. Meine Biographie ist geprägt vom Katholizismus. Ich habe in schwierigen
Kindheits- und Jugendjahren die Kirche immer als Seelsorger, als Freund und Helfer erlebt. Da gab es niemals
Missbrauch, Verachtung, Ausgrenzung in all den Jahren - als Messdiener, Pfadfinder, in der Jugendgruppe. Hier
bekam ich den Input und die Unterstützung, die ich in meiner [vaterlosen] Familie [Mutter, Schwester, Oma]
niemals erfuhr. Nicht weil die schlecht zu mir waren, sondern eben rein weiblich, einseitig, dröge. Gut
erinnere ich mich noch an z.B. Kaplan Kroha [schöne Grüße bei der Gelegenheit] und viele Ehrenämtler, die
uns Jungs im guten Geist beistanden.
Diese Sichtweise und Erfahrung will im heutigen Mainstream niemand mehr hören. Mehr noch, man macht sich
geradezu verdächtig, wenn man Stellung für die Kirche bezieht. Entweder wird man als naiver Träumer oder
sentimentaler Realitätsverweigerer, oder gar als Rechter abgetan. Viel schicker ist es derzeit, kräftig
auf alles einzudreschen was sich irgendwie nach Prokirche anhört.
Darum freut es mich aus dem Munde von Harald Schmidt das zu hören, was für mich genauso zutrifft. Und Gottlob
hat es bei ihm eine grosse mediale Wirkung;
Ein Kirchenaustritt käme für ihn niemals in Frage schreibt der 'Stern' unter anderem. Das ganze
Interview ist hinter der Bezahlschranke zu lesen, weshalb es mir auch verborgen bleibt. Schade. Natürlich
gibt es noch mehr prominente Katholiken, die diese Werte schätzen und leben; Guido Cantz, Gerhard [Gerry]
Friedle, besser bekannt als D.J Ötzi beispielsweise. Und ja, da weiss man sich doch in guter Gesellschaft.
Seitenanfang